Hätte ich am Montagabend vor Weihnachten Zeit gehabt, dann hätte ich einen Artikel geschrieben mit dem Tenor: die 50. KW – die verrückteste, anstrengendste und zugleich schönste Woche des Jahres 2010. Extrem viel Schönes hab ich in dieser Woche erlebt und viel Gutes ist mir widerfahren. Alles geballt auf einen Haufen in einer Woche. Und in mancher Hinsicht war es mehr und besser als im ganzen Jahr.
Aber der alte Spruch “man soll den Tag nicht vor dem Abend loben” hat eben doch seine Berechtigung. Was nicht heißt, die 50. war nicht wunderbar. Aber das Kontrastprogramm gleich im Abschluss war heftig … man könnte fast sagen: 2010 halt.
Das Jahr 2010 war einerseits überhaupt nicht mein Jahr. Andererseits aber doch.
Auf was ich gerne verzichtet hätte:
– Urlaubpläne und Buchungen voller Vorfreude, die nicht stattfanden.
(Das Jahr begann mit einem bezahlten und kurzfristig abgesagten Urlaub nach London. Sooo viel Vorfreude auf die Silvesterlichter dieser schönen Stadt. Alles futsch, aus, vorbei. Ich bin dann am 01.01.2010 doch noch gefahren. Alleine. Was richtig war. Und sicher waren die Tage dann dort auch irgendwie schön, zumal das Wetter in London besser und wärmer war als in Deutschland und zumal Martin mit einem Freund auch dort war. Aber es lag mir alles schwer im Magen. Aber nicht genug mit diesem Beginn … in 2010 war eben alles immernoch steigerungsfähig. Ein paar Tage in der Guitarrenstadt Granada wurden im Spätherbst ebenfalls gecancelt. Da allerdings hatte ich dann nicht mehr den Nerv allein oder in anderer Begleitung zu fahren. )
– der Weggang zweier Arbeitnehmer und die deswegen erforderlichen Neueinstellungen (Zugänge sind immer schön. Eine Kündigung ist es für mich nicht, egal wer sie ausspricht.)
– Bürogezicke erster Klasse (Wenn Menschen ihre eigenen Unzufriedenheiten so ausleben, dass sie andere als verbalen und emotionalen Sandsack benutzen, dann belastet mich das. Ich finde das privat schon unter aller Sau. Beruflich ist es zudem hochgradig unprofessionell.)
– die Begleitumstände des Arbeitsurlaubes in Bansin
– die widersprüchlichste Beziehung und Trennung, die ich je hatte und die mit dieser Änderung der Verhältnisse unvermutet einhergegangenen verbalen Extremausschläge … davor, dabei und danach (Es ist einerseits mittlerweile viel besser :), andererseits gestaltet sich das natürlich auch heute noch nicht ganz krisenfest, weil wir beide unter Trennung im Grunde etwas völlig anderes verstehen.)
– der plötzliche und viel zu frühe Tod eines lieben Freundes (Du fehlst so sehr!)
– dass 30% des Jahresumsatzes in den letzten beiden Monaten bewältigt wurden (In der Woche vor Weihnachten hatte ich offenbar eine eigene physische Grenze überschritten. Das hatte ich so auch noch nie. Ich war noch nie an einem solchen heftigen Ich-kann-nicht-mehr-Punkt. Diese Woche war er erreicht. Ich musste wirklich höllisch aufpassen, was ich sage und ob ich auch sage, was ich sagen will. Brain platt.)
– das Hin- und Gezerre zur Büro-EDV-Investition (Unklarheiten im Personalbestand sind da megahinderlich und ausbremsend.)
– Wochen und Tage quasi zu dritt
– eindeutig zu viel und zulange Schnee
– die 51.KW vor Weihnachten
Die schönen Dinge:
– die Aida-Reise mit T.
– zu Hause in Zehlendorf (Es ist Tobi´s Verdienst, mich in den Monaten unserer Beziehung geerdet und zur Ruhe und zu mir gebracht zu haben. Und, dass er mir dieses Lebensgefühl in Berlin-Zehlendorf vermitteln konnte, das sich anfühlt, als sei es schon immer meins gewesen. Viele große und kleine Dinge haben in unseren Beziehungsmonaten mein Leben verändert. Deswegen: ich hatte und habe das Gefühl, angekommen zu sein. Zu Hause halt. Schritt für Schritt habe ich gefühlt, man muss nicht wild in Aktion sein, um sich gut zu fühlen. Das was ich brauche, ist die Vielfalt der Möglichkeiten um mich herum – genau an diesem Ort, nirgendwo sonst.)
– dass wir auf wundersame Weise jeweils umgehenden Personalersatz hatten, trotz Fachkräftemangel.
– dass bestimmte Freunde und Mandanten fest und unerschütterlich zu mir stehen und auf diese Weise viel zurückgeben … was nicht selbstverständlich ist
– die Wiederbelebung der Freundschaft aus Teenytagen zu meiner besten Schulfreundin (Wir haben dieses Jahr in Berlin den Anfang gemacht, Unstimmigkeiten ausgeräumt und uns endlich mal wiedergesehen.) … bin ich froh darüber!
– die Intensivierung der Freundschaft zu Yvonne (Danke für alles!)
– Überlebens- und Trostpäckchen von Carola (Da ist es glatt schön, dass es einem beschissen geht. *schmunzel* Danke!)
– Martins Weg im Studium und die Zusage aus England für 2011 … man kann als Mutti ja sooo stolz sein ![]()
– das Entstehen dieses Blogs und die ersten Schritte von Carola unter saarow.net ( … und schön, dass wir uns dieses Jahr noch sehen *freu*) (Es ist eine interessante Erkenntnis des Jahres 2010, dass es gut tut – ja mir offenbar ein Bedürfnis ist – , Gedanken schriftlich zu sortieren … und dass man seinen Sammelleidenschaften durch bloggen wunderbar fröhnen kann.)
– die Hausausmistung in Meinsdorf und der Start zum Verkauf
– die Freundschaft zu Denis
– dass nach einem Beziehungsflächenbrand auch wieder Blümchen wachsen können
– die 50.KW
und ich.
Ja gerade mich selbst hab ich dieses Jahr in vielerlei Hinsicht besser kennengelernt.
Irgendwo stand es mal:
” Die Trennung als Initialzündung.
Der schwächste Moment als Ausgangspunkt,
seine eigene Stärke erst überhaupt zu entdecken;
der einsamste Augenblick als Beginn einer wunderbaren Freundschaft mit sich selbst.”
Eine gruselige Erfahrung und trotzdem im Ergebnis eine wichtige.
Auch deswegen, weil ich mich von mindestens 2 Seiten bis Sommer diesen Jahres “Vorwürfen” ausgesetzt sah, über die ich bis zur Selbstzerfleischung ernsthaft nachgedacht habe. Es waren Eigenschaften, wie “unsensibel” und “egoistisch”, die ich angeblich hatte und es war lt. Aussage nicht zu erkennen, was und wen ich schätze und, dass jemand von mir geachtet oder geliebt wird. Ales was, was mir nicht egal wäre.
Am Ende diesen Jahres kann ich dazu nur sagen: Wer nicht sehen will, was ich für ihn tue, der wird es auch nicht sehen. Ich habe bestimmt etliche schlechte Eigenschaften … aber die sind es nicht. Und es war, ist und bleibt eigentlich eine Beleidigung, mir sowas überhelfen zu wollen. Und wer sein Bild über mich solange zurechtbiegt, bis es in sein Weltbild passt, der ist es vielleicht schlicht nicht wert, dass ich naiv und selbstlos alles tue und auf mich nehme, was dazu beiträgt, ihn oder sie glücklich oder zufrieden zu machen. Sorry.
Wobei ich auch sagen muss … es gab in 2010 auch zumindest einen Menschen, der seine mir unverständlichen Ansichten über mich inzwischen zur Disposition gestellt hat. Es hat lange gedauert, aber es tut gut, wenn andere doch irgendwann sehen können, wer vor ihnen steht.
Es war eine Lehre aus dem Jahr 2010, dass es Menschen gibt, denen ich nicht gewachsen bin, an denen ich schlicht im Inneren zerbrechen kann, weil ich naiv immer an das Gute im Menschen glaube und weil ihr Wille und ihr Ego und ihre Angst vor anderem stärker sind, als mein Selbstschutz. Aber ich weiß jetzt, ich kann mich wehren und abgrenzen.
Und es war die zweite Lehre aus 2010, dass ich es werde aushalten müssen, wenn Menschen mich anders sehen als ich bin. Und im Grunde verpassen sie in ihrer Verblendung die besten Eigenschaften von mir.
Allen Freunden … es ist schön und wunderbar, das Leben mit Euch in diesem Jahr teilen zu dürfen. Und ich freu mich auf ein Jahr 2011 mit Euch. Ich hoffe, ich kann Euch bei all dem, was Ihr mir gebt, auch viel zurückgeben. Und solltete Ihr irgendwann mal das Gefühl haben, an unserer Freundschaft zweifeln zu müssen, dann sprecht mich an. Machmal ist man in seinen eigenen Sorgen nur gefangen, so dass man andere, die einem lieb und teuer sind, nicht mehr wahrnehmen kann; was man im Grunde aber nicht will. Denn das Wort “Freund” ist kein Sammelbegriff und daher wart und seit Ihr mir immer besonders wichtig. Und in allem,was mir möglich ist, werde ich für Euch da sein!
Ich denke an Euch und wünsche Euch einen guten Rutsch ins neue Jahr!
