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vergänglich

Diese Woche ist wohl nicht meine Woche. Sie schließt sich mit ihrer gruseligen Stimmung der vorigen Woche an. Auch wenn die Themen, die das Gemüt beeinflussen, nicht die gleichen sind. Aber Punkto emotionales Belastungsspektrum nehmen sie sich nichts.

Es ist scheinbar wie immer bei mir: berufliche Probleme kommen heftig, lassen mich aber doch relativ schnell wieder ruhig werden; private Probleme kommen langsamer, werden mindestens genauso heftig und bleiben erstmal. Es sind aber letztere Sorgen, die mich nicht schlafen lassen. Was sicher auch daran liegt, dass alles Berufliche stets eine rationale Lösung findet. Und die kristallisiert sich relativ schnell heraus.

Privat kristallisiert da bei mir gar nichts. niente, nada, нечего, nichts. Mit keiner sinnvollen Überlegung ist dem beizukommen. Emotionen kommen und gehen manchmal in Wellen wie die See; Rauh und stürmisch. Manchmal umgeben sie mich wie herbstliche Nebelschwaden.

Abwarten und in-sich-hineinhorchen sind nun auch nicht sehr sinnig und ruhebringend. Ganz im Gegenteil. Eigentlich ist ein feines Mittel gegen privaten Kummer: Ablenkung. Ablenkung in Form von Arbeit funktioniert in einem Stadium, wo sich privat alles überschlägt, nur mäßig. Zumal auch hier noch der Kummer der letzten Woche im Raum steht – mit der Idee einer Lösung – nicht aber schon mit der Lösung selbst. (Ironie des Schicksals … noch zwei Wochen innere Trauer und mein Schreibtisch ist seit Jahren mal wieder edel aufgeräumt. Den Tischler, der sich unheimlich Mühe mit dem Umbau gegeben hat, wird´s freuen.)

Die Ablenkungsmechanismen, die ich eigentlich sonst anlaufen lasse, wenn ich privat so am Zerbröckeln bin … die will ich hier gar nicht im Detail erläutern. Sie sind so simpel wie erfolgreich. Aber es besteht die Gefahr, sie hinterlassen Friedhöfe. Friedhöfe bei anderen, die es gut mit mir meinen. Dass ich auch in Kummerphasen anderen noch was geben kann, ist wohl das einzig positive und nette, was sich da als Entschuldigung anbringen lässt.

Aber in 2010 ist etwas anders – anders als in 2009 und sicher auch anders als früher. Ich habe immense Skrupel, andere mit meiner Trauer zu belasten. Und noch größere Skrupel habe ich bezüglich der bisherigen Ablenkungs- und Verarbeitungstaktiken. Wobei … auch wenn sich das wie “ausgefeilte Pläne zur Krisenbewältigung” anhört … das ist es nicht. Es geht um ziemlich spontane und nicht wirklich überlegte Bauchentscheidungen, die die Trauergefühle im Bauch erfolgreich zum Schweigen bringen. Freundinnen sagen, ich hätte ein Talent dafür. Eine zweifelhaftes Talent, wie ich im Moment meine. Ein Talent, das Friedhöfe hinterlassen kann, auf denen Emotionen lieber Menschen zurückbleiben. Die Hoffnung, die ich so traurig, leise und ungewollt in anderen wecke, kann ich in dem Stadium nicht erfüllen.

Und so stelle ich in den letzten Tagen und Wochen fest, dass mich dieses Mitgefühl für andere um Lichtjahre in der Tränenbewältigung zurückwirft. Ich werde zögerlich, vorsichtig und bremse Freunde und Bekannte eher aus. Das ist so ungewohnt *seufz*. Und es führt dazu, dass ich ohne die wichtigsten üblichen Ablenker meinen eigenen, wellenartig über mich schwappenden Trauerempfindungen wie eine kleine Nusschale ausgeliefert bin.

Das einzig positive in Wochen und Monaten wie diesen … es trennt sich die Spreu vom Weizen. Nie deutlicher als jetzt. Wahre Freunde zeigen sich immer, wenn man so drauf ist, wie ich im Moment. (Ich bin Euch so unendlich dankbar für alles!) Und Leute, die man nur für Freunde gehalten hat, die outen sich unfreiwillig auch.

Noch bin ich mir nicht sicher, ob ich in meinen emotionalen Nebelschwaden schon erfasse, was gerade alles vergänglich ist. Aber ich merke, ich bin nicht blind. Im Nebel und auf Friedhöfen kann Vergänglichkeit auch schöne Seiten haben.

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