Am 29.11. war Wintereinbruch im Ländle. Alles weiß und winterlich diesig. Und viele der Beteiligten am Straßenverkehr waren damit irgendwie überfordert. Plötzlich ist Winter und einige fahren wie die Anfänger. Dabei fuhr es sich gar nicht so übel. Trotzdem … beängstigend oft bin ich an Autotragödien vorbeigefahren. Ob auch menschliche Tragödien dabei waren, davon habe ich glücklicherweise nichts gesehen.
Eigentlich wollte ich ab Mittag über die A9/A4/A5 nach FfM. Gefahren bin ich dann aber A9/Landstraße/A9/A38/A143/Landstraße/A71/Landstraße/A71/A4/A5 – denn es reihten sich die Staumeldungen nach Unfällen wie Perlen auf eine Schnur. Also hab ich die A38/A143 erkundet. Nicht so prall geräumt, aber dafür leerer.
Vor dem Schmücketunnel hab ich dann ernsthaft überlegt, ob ich mitten auf der Autobahn mal anhalte zum Fotomachen. Außer mir war da nämlich keiner. Naja … ich war dann doch nicht so mutig. Aber so mit 20 km/h bin ich “zweckgebunden” durch den Tunnel geschlichen … und hab mal ein paar Testfotos geschossen *grins*.
An der Ausfahrt Erfurt-Nord auf der A71 hab ich wiedermal gemerkt: Heimat hat viele Gesichter. Ich hatte hier mal Oma und Opa. Tolle Großeltern … genauso, wie man sie sich als Enkelchen vorstellt und wünscht. Die Oma voller Liebe und Güte, klein und knuddelig mit braunen, später grauen Locken und mit genialen Fähigkeiten in der thüringischen Kochkunst. Der Opa: ein großer stattlicher Mann mit weißem fast nackenlangen Haar, das einmal-nach-hinten-gekämmt auch spannenderweise dort liegenblieb; ein Mann der die A…ruhe weghatte. Ich denke gerne an sie … so viele wunderbare Erinnerungen. Gestern hab ich an der Abfahrt Erfurt-Nord (da wohnten sie) deswegen winke-winke gemacht und Erfurt begrüßt. Diese Stadt wird sich für mich immer anfühlen wie zu Hause, auch wenn ich dort nicht aufgewachsen bin.
Als Kontrastprogramm zu diesem Eindruck kam auf der A4 die Abfahrt Homberg/Ohm. Da wohnt mein leiblicher Vater. Emotionale Leere ist eine gute Beschreibung für mein Empfinden beim Vorbeifahren. Wir haben keinen Kontakt miteinander. Und ich denke, das ist auch richtig so. Ich würde mich nur ständig über irgendwelche Ansprüche und Verpflichtungen gepaart mit so etwa 3-5-zeiligen Geburtstagskarten an mich ärgern. So viel Nichtliebe muss man sich als Tochter nicht vor Augen führen. Ich hab dann daran gedacht, dass mein eigentlicher Vater ein anderer war und ist. Und auch, wenn wir immermal unsere Probleme miteinander haben und mit Sicherheit auch immer wieder haben werden, so ist er doch der Vater, den ich hatte und der sich all die Jahre um mich gekümmert hat, als wäre ich seine eigene Tochter. Daran musste ich denken und so hab ich nicht gewunken bei Homberg/Ohm.
Der verkehrsbedingte Umweg über Sangerhausen und die nichtvermeidbaren Anfangsstaus hatten natürlich Folgen: das macht statt der vom Navi versprochenen 4,5 Stunden etwa 7,5 Stunden.
Für meine Verhältnisse war ich übrigens chillig am cruisen … mit 100-120 über die Autobahn. Eine anstengende aber nicht unschöne Fahrt. Zumal ich aufgrund der Fahrtdauer und dem Mitträllern jetzt textlich fast up-to-date bin bei BAP (und Friends) “Dreimal zehn Jahre” (dank der Friends hab ich jetzt auch was verstanden *grins*) und bei Kunze “Räuberzivil” – was eigentlich mehr wie eine Hörbuch-CD gemacht ist … mit dem Prädikat “sehr empfehlenswert”.
Auf dem Rückweg heute war der Stau auf der Gegenseite … welch ein Glück für mich! Mein herzliches … für die armen Würstchen auf der Tour Richtung Hessen …
BAP… Du hörst ja langsam richtig gute Musik
Duuuuuuuuuuuuuuuuuu