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neue Wege

Da war ich. Mit dem Rad. Hin- und zurück, inkl. eines Miniumweges durch Düppel. Also waren das irgendwas um die 12/13 km. Keine Strecke, die für einen geübten Radfahrer der Rede wert ist. Für mich aber schon.

Ich weiß nicht, wieviele Jahre ich nicht Radgefahren bin. Ein besonders wagemutiger Fahrer war ich eh nie. Sportliche Aktivitäten allgemein wurden zudem die letzten 12 Monate aus diversen Gründen vom Kalender gestrichen. “Super” Voraussetzungen für heute morgen.

Der eigentliche innere Berg, den ich vor dem Losfahren überwinden musste, war aber ein anderer. Ich wär auch fast nicht losgefahren, denn ich bin nicht wirklich gesund; grundsätzlich nicht. Einige wissen das mehr oder weniger. Dass sich jemand wirklich hineinversetzten kann, kommt selten vor. Wobei ich denke, man kann das auch nicht erwarten. Zumal das Kind keinen Namen hat und Ursachen und weitere Entwicklung völlig im Dunkeln liegen. (Fragt bitte jetzt nicht nach MRT, Rückenmarksuntersuchung und anderen Späßen dieser Art. Den Standard hab ich durch. Trotzdem alles unklar.)

Es ist übrigens nicht nur belastend eine Behinderung zu haben. Mindestens genauso belastend ist, dass man sie auf den ersten Blick nicht sieht. Keinem Blinden wird gesagt: na geh doch einfach mal über die Straße. Ich jedoch muss mir regelmäßig anhören, ich solle doch mal radfahren oder joggen zur Konditionsverbesserung. Auch von Menschen, die wissen, das da was ist, was nicht in Ordnung ist. So was zu hören, tut weh … denn ich würde ja gerne. Aber es ist wie so oft … manches muss man eben selber erleben, um eine Vorstellung davon zu haben. Und ich kann schon verstehen, dass man eben genau deswegen keine Vorstellung davon hat. Auch heute hab ich wieder gedacht, ich sollte mir vielleicht vom Sanitätshaus eine Kniebinde geben lassen. ;)
Es lässt sich ja auch schwierig beschreiben. Vielleicht: Mancher kennt wohl das Gefühl beim Zahnarzt, wenn der Doc mit der Spitze den Mund mit lahmlegt. Man merkt noch, es ist alles da, aber so richtig trinken kann man nicht. Und so geht es meinem linken Bein. Versucht Euch vorzustellen, das Bein ist zu großen Teilen taub gespritzt und Ihr habt nur einen Bruchteil der Kraft, wie im anderen Bein. Und dann versucht Euch Radfahren vorzustellen. Das Wort “anstrengend” beschreibt es nicht so ganz. ;) Ich hab auch mächtig Schiss dabei, geb ich gerne zu. ABER … und das ist neben der Freude an der Natur ein Grund, mich durch den Wald zu kämpfen … das Bein ist zwar zu großen Teilen fortschreitend betroffen, aber noch nicht komplett. Und solange das so ist, ist das Grund genug, was zu tun.

Lange Vorrede, kurzer Sinn … der Königsweg ist ganz schön beschwerlich. Es geht nicht gerade, sondern – wie Natur so ist – ständig hoch und runter (Einer, der keine Kraft hat, merkt jede … wirklich jede Steigung.). Es ist steinig und sandig. Und es gibt da eine Stelle, da hab ich mich doch kurz gefragt, ob Tobi und ich von der gleichen Strecke gesprochen haben … darüber reden wir noch, Duuuu ;). Es ist eine kleine und, wie ich finde, steile Talfahrt. Da hab ich kurz gestutzt und bin abgestiegen. Noch während ich überlegt hab (Ich wollte das Teil nicht mal runterfahren …. nein nein!), kamen mir eine Mutti nebst erwachsenem Sohn entgegen. Mutti nahm bergab mit Karacho Schwung und strampelte dann mir entgegen wieder hoch. Sohnemann passte lachend auf der Hälfte der Berghochstrecke. Und eh … der sah sportlich aus! Da hab ich gedacht: ok, dass Stück hier ist nix für mich … nach dem Motto: “Wer sich und sein Fahrrad liebt, der schiebt.” :)

Das eigentlich Tolle für mich an diesem Morgen: ich bin bis auf dieses eine Stück die ganze Strecke hin- und zurück durchgefahren. *begeistert-griien* Könnt Ihr Euch vorstellen, was für ein Gefühl das ist?
Dass ich zurück auch alle Hügel fahre, hab ich bei der Hintour nicht vermutet. Da dachte ich noch: zurück werd ich laufen. Aber ich hab es geschafft. Mich auch. :) Und ich werde wieder radfahren … auch diese Strecke. :)

der Teltowkanal

der Teltowkanal

4 comments to neue Wege

  • Franzi

    Super! Und ich weiß ja nicht, ob T. diese Strecke wirklich kennt – ich jedenfalls bin sie oft lang gejoggt und kenne genau die Senke… ziemlich steil – mit dem Rad hätte ich da auch ein wenig Angst – Wurzeln können ganz schön tückisch sein. Ich fahr ja lieber Asphalt… da gibt es auch ne schöne Strecke dahin, wir können es ja mal zusammen versuchen. Vielleicht sind solche Rennradpedalen besser für Dich. Da rastet der Schuh ein und man kann die Pedalen auch mit der Zugkraft des Beines bewegen – vielleicht mal wert es auszuprobieren. Dann muss vielleicht das eine Bein ein wenig mehr arbeiten, aber es fängt den Mangel des anderen auf.

    Mal sehen, vielleicht schwing ich mich heut auch noch mal in den Sattel…

    • nora

      Wenn ich nach ein paar mal Fahren nicht mehr so ängstlich bin, sind die Rennradpedalen eine tolle Idee (das Zusammenfahren auch) :) Tendenziell wird es eh ein anderes Fahrrad werden. Aber erstmal ist wieder regelmäßiges Fahren angesagt.
      Heut jedenfalls war das Wetter perfekt dafür. Richtig toll! :)

  • Tobi

    Tut mir Leid, Noerchen, dass ich dich da lang geschickt habe. Zur Entschuldigung: Ich seh alles, auch diesen Tal-Berg, instinktiv aus der Perspektive des Laeufers [sic!]. Und da bedeutet “anhalten” eben nur “nix tun”. Rad gefahren bin ich schon ewig nicht mehr… Zwar bin da auch schon hochgejoggt, allerdings war das “in einem anderen Laeuferleben”. Woraufs mir ankam, war die Aussicht am Ende des Koenigswegs. Den hast du ja dann auch im Bild festgehalten.

    Übrigens, zu der Unterschiedlichkeit unserer Blogs, mal abgesehen davon, dass meines grad ein wenig verwaist ist: Ich find es sehr mutig, was du ueber dich aufgeschrieben hast. Wuerde ich nicht tun koennen…

    • nora

      Is´ schon i.o.. Wenn ich mich weinend an den Waldesrand hätte setzen müssen, hätt ich Dich zur Rettung oder zum Beistand angerufen. *grins*
      Im Prinzip ist es aber eine gute Strecke, zumal die Aussicht am Ende des Königsweges eine top Ziellinie zur Überwindung des inneren Schweinehundes ist. :)

      Und: wenn Du weiter so regelmäßig joggst, ist dieser Berg-Tal-Run sicher auch wieder was für dieses Läuferleben. ;) Wenn ich genug Zeit habe an einem WE-Vormittag werd ich die Strecke mal walken (ohne Stöcker). Dann hast Du eine Zeitangabe, die Du auf jeden Fall großzügig unterbieten wirst (die Länge scheint ja in Dein derzeitiges Muster zu passen).

      Und danke für die “Blumen”. :)

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